Die schöne Kanzel ist ein besonderer Blickpunkt in der Kirche. Mit der Reformation hatte die Kanzel eine erhöhte Bedeutung gewonnen, denn die Predigt des Wortes Gottes rückte in den Mittelpunkt des Gottesdienstes. Die Gemeinde gruppierte sich um sie herum.
In vielen Kirchen stellte man um das 16. Jahrhundert neue Kanzeln auf. Es bildete sich bald ein gewisser Kanzeltypus heraus. Auf einem tänderartigen Träger erhebt sich ein kelchartiger Aufbau.
In Sottrum ist die Kanzel neben dem Altar nicht nur der zentrale, sondern auch der bedeutendste Teil des Gotteshauses. Johann und Göste Clüver aus Clüversborstel, Gutsherrn und Gönner der Sottrumer Kirche, haben sie gestiftet, und ein unbekannter Steinmetz hat sie in Stein gehauen. Die eingemeißelte Jahreszahl 1609 läßt sich nicht eindeutig zuordnen; sie könnte sich vermutlich auf das Todesjahr des Johann Clüver beziehen. Die Kanzel wird ursprünglich an der südlichen Längsseite des Kirchenschiffs gestanden haben und bekam nach dem Bau 1737 ihren heutigen Platz. Während die vier rechteckigen Felder mit den vier Evangelisten die originale Form darstellen, mußte nach dem Umbau 1737 die Kanzel um ein weiteres Feld ergänzt werden. Zu Matthäus, Markus, Lukas und Johannes fügte man den Apostel Paulus hinzu.
Die wuchtige Kanzel ruht auf dem Haupte von Moses. Er trägt die Gesetzestafeln in den Armen, 1. bis 3. Gebot links, hinweisend auf Gott, und 4. bis 10. Gebot rechts, hinweisend auf den Menschen. Hier werden die Gebote und die Verkündigung des Wortes sinnbildlich als das Fundament des Glaubens und des menschlichen Lebens dargestellt.(Beachten Sie einmal das Kissen auf des Moses' Haupt)
Die Inschrift und die Wappen weisen auf die Stifter hin:
'Johan Klüver unt Göste se sint on Erven gescheden v. desser Welt! Darumb se dessen Predigtstol to make bestellt to re Gedechtenis.' Die Kanzel selbst wurde 1623 der Kirche geschenkt. *)
Das Wappen der Familie Clüver, eine schwarze Bärentatze, ist an der Kanzel angebracht. Ein reichverzierter Holzbaldachin überdeckt die Kanzel und trägt die Inschrift:
'Siehe, ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende', Mtt. 28,19
Der nachstehend aufgeführte Bibelvers aus dem Buch Jesaja 58,1 steht an der Tür, die zur Kanzel führt:
'Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verdündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Haus Jakob ihre Sünde'
*) Joh. Hinr. Pratje erwähnt das Jahr 1623 in seinen Aufzeichnungen (Altes und Neues aus den Herzogthümern Bremen und Verden,1774)