Am 22. Dezember 2019 fand – astronomisch - um 5:19 Uhr die Wintersonnenwende statt. Das bedeutet, dass an diesem Tag mittags die Sonne über dem südlichen Wendekreis, somit in Regionen, die sich etwa 2500 Kilometer südlich des Äquators befinden wie etwa das südliche Brasilien, Namibia, Madagaskar, Australien oder die Fidschi-Inseln, im Zenit steht und senkrecht auf die Landschaften scheint. Das liegt an der Neigung der Drehachse der Erde zur Ekliptik, also der Umlaufbahn unseres Heimatplaneten um die Sonne. Das klingt kompliziert, sollte aber bitte nicht vom Weiterlesen abschrecken!
Die längste Nacht des Jahres
Für unsere mitteleuropäischen Gebiete kommt in dieser Zeit nur noch wenig von der wärmenden Sonnenstrahlung an. Vielleicht sogar fast gar nichts, wenn es stark bewölkt ist, es regnet oder vielleicht schneit. In Sottrum schaut an diesem Tag die Sonne erst um 8:35 Uhr über den Horizont und verschwindet schon wieder um 16:08 Uhr. Also: Es ist der kürzeste Tag, und es ist die längste Nacht des Jahres! Und – übrigens – in der Arktis herrscht über viele Tage und Monate vollkommene Finsternis!
In der keltischen und germanischen Mythologie, also bereits in vorchristlicher Zeit, spielten die sogenannten Raunächte, die mit der Wintersonnenwende beginnen, eine große Bedeutung. Es ist ja doch die Zeit, in der sich die Dunkelheit des Frühwinters eingenistet hat, aber sie sich allmählich auch wieder zu Hellerem wendet. Es ist eine uralte Wahrnehmung der Menschen, den Jahreslauf der Natur mit dem Gefühl der wieder langsam aufkeimenden Hoffnung auf den Fortgang des jetzt noch eingefrorenen Lebens in ihr eigenes Dasein und mit Freude aufzunehmen.
Und wir Christen feiern wenige Tage später Weihnachten. Da erleben wir mit dem Gedenken an die Geburt von Jesus, Gottes Sohn und unseres Heilands, dass wir auch in der Dunkelheit und Kälte des Winters und vor allem unseres Lebens nicht allein sind und die Hoffnung und das Licht und die Wärme siegen werden. Welch eine wundervolle Botschaft und Überwindung dieser dunklen Zeit!
Noch haben wir zwar einige Wochen winterlichen Wetters vor uns. Aber wir wissen, es wird wieder Frühling geben und dass neues Leben in der Natur erblühen wird.
Jörg Friedhelm Venzke