Pressemitteilung

Nachricht St.-Georgs-Kirchengemeinde, Sottrum, 01. September 2022

Das Ende einer Ära

Auf einem der ersten Fotos, das mich bei kirchlichen Aktivitäten zeigt, sitze ich als ca. 5-jähriges Mitglied des Kinderchores auf einem geschmückten Erntewagen, mit Bäckersmütze auf dem Kopf, und neben mir sitzt er: Volker Renke, mit wallendem Haar und einer Gitarre auf dem Schoß. Seit ich denken kann, war Volker ‚unser‘ Diakon – zunächst in der Kirchengemeinde Ahausen, später dann in der gesamten Region. Bei ihm hatte ich Konfirmandenunterricht, durch ihn bin ich anschließend zur ehrenamtlichen Mitarbeit in der Kinder- und Jugendarbeit gekommen, und dank ihm bis heute – ich bin inzwischen 30 Jahre alt – bei ihr geblieben. Seine Arbeit hat nicht nur mein Leben maßgeblich geprägt, sondern auch das kirchliche Leben unserer Region. Nun geht er in den wohlverdienten Ruhestand und ich möchte die Gelegenheit nutzen, um auf die gemeinsame Zeit mit ihm zurückzublicken.

Im Laufe der Jahre war es mir vergönnt, verschiedenste Dinge mit Volker zu erleben. Dazu gehörten unvergessliche Freizeiten, legendäre Spielenächte im alten und neuen Ahauser Gemeindehaus, Jugendgottesdienste und Zirkus- bzw. Speckstein-Workshops, Volleyballturniere und Kuchenverkäufe, Teamerschulungen und Kanutouren, Gitarrenkurse, Kubb-Extrem-Spiele, Weihnachtsfeiern und Jugendkonvente – um nur einige zu nennen. Bei all der Vielfalt, die sich in dieser Aufzählung widerspiegelt und die deutlich macht, wie vielseitig und bereichernd Volkers Tätigkeit für die Region war und ist, blieb eines konstant: die Offenheit, die Wertschätzung und der Respekt, mit denen Volker einem jeden und insbesondere jungen Menschen begegnete, sowie seine Gelassenheit, Kreativität und sein Humor. Er hörte uns zu und traute uns Dinge zu, die wir vorher nicht für möglich gehalten hatten (und die andere uns allein schon aufgrund unseres Alters nicht zutrauten). Er nahm uns und unsere Ideen ernst und brütete stundenlang mit uns über deren Umsetzungsmöglichkeiten – unvergessen der Tag, als er in der Brautmodenabteilung bei Dodenhof nach einer Plastiktüte fragte, in die ein Mensch passt, weil sie für einen Zaubertrick benötigt wurde. Ich denke gern an die zahlreichen Stunden zurück, die wir mit absurden und herrlich komischen, aber auch unfassbar guten Ideen und jeder Menge Spaß verbrachten. 

Zu Volkers Herzensprojekten zählte sicherlich die Bootsfreizeit in Holland, bei der er als Kapitän die niederländischen Gewässer unsicher machte und die Teilnehmenden morgens mit Santiano-Konzertmitschnitten aus den Kojen lockte, sowie der Jugendzirkus Smarties, der sich – von ihm vor über 20 Jahren ins Leben gerufen – unter seiner Leitung zu einer festen Institution im Kirchenkreis entwickelte und auch weit über dessen Grenzen hinaus für leuchtende Kinderaugen sorgt. Während die ersten Smarties noch bei kleinen Auftritten zu musikalischer Untermalung jonglierten und einfache Akrobatik vorführten, stehen sie inzwischen auf größeren Bühnen, beispielsweise beim La Strada-Straßenzirkusfestival in Rotenburg, oder präsentieren ihre durchkomponierten Choreografien im eigenen, mit Licht- und Tontechnik ausgestatteten Zirkuszelt im Rahmen ihrer jährlichen Campingplatz-Zirkustournee. Auch wenn Volker seinen eigenen Beitrag zu dieser Erfolgsgeschichte gerne herunterspielt, so ist klar: Ohne seine Initiative, seine ansteckende Begeisterungsfähigkeit, seine ständige Bereitschaft, Neues auszuprobieren und sich auf unbekanntes Terrain zu begeben, wäre all dies gar nicht möglich gewesen. Das „kreative Chaos“, als das Volker unsere Arbeitsweise einmal bezeichnete, brauchte denjenigen, der dieses Chaos zulässt, der sich voller Enthusiasmus mit hineinbegibt und am Ende doch den Überblick behält – kurzum: es brauchte Volker.

All das, was ich mit Volker und unseren gemeinsamen Erlebnissen verbinde, könnte ganze Bücher füllen, und ein Text kann dem niemals gerecht werden. Wenn er geht, wird eine große Lücke entstehen. Doch vieles wird auch bleiben: unzählige Erinnerungen, seine Projekte, die fortgeführt werden, vor allem aber seine Art und Weise, mit Menschen umzugehen. So ist es sicherlich kein Zufall, dass es aus unserer Region gleich mehrere junge Menschen gibt, die dabei sind, Diakon*in zu werden und seinem Vorbild zu folgen. 

Dass es Volker damals, im Jahre 1996, in unsere Gegend verschlagen hat, war ein Segen für unsere Kirchenregion. Nun wünschen wir ihm im Gegenzug Gottes Segen für seinen Ruhestand und danken ihm für die unvergesslich schöne Zeit. 


Im Namen der Evangelischen Jugend
Susanne Müller

 

Der Gottesdienst zur Verabschiedung fand am Samstag, den 27.08.2022 statt.