Der Weg zum Kreuz
Liebe Leserin, lieber Leser,
„seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“ (Lk 18,31) Auf dieses Wort lässt Jesus dunkle Andeutungen folgen, so, als ob er Schlimmes ahnt. Die Jünger „aber begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie verstanden nicht, was damit gesagt war.“ (Lk 18,34) Jesu Vertraute begreifen nichts, müssen alles auf sich zukommen lassen. Wie mögen sie sich gefühlt haben, wenn sie Jesus zuhörten, aber nichts verstanden?
In der gegenwärtigen Krise melden sich viele zu Wort. Manche warnen, es könnte alles noch schlimmer kommen, andere beschwichtigen. Manche sind alarmiert, andere erwarten eine baldige Besserung der Lage. So viele Stimmen, so viele Meinungen, so viele Erklärungsversuche. Wer hat recht? Was ist richtig? Man fühlt sich zuweilen ratlos angesichts so vieler Nachrichten und Meldungen zu ein- und demselben Thema: Corona und die Folgen.
Ich stelle mir vor, auch die Jünger waren ratlos, als sie Jesus zuhörten, wenn er von dem Weg hinauf nach Jerusalem sprach. Diese Ohnmacht, die mussten sie aushalten. Leicht zu ertragen, war das gewiss nicht. Gleichzeitig sahen sie so viel Gutes geschehen. Der blinde Bartimäus kann auf einmal sehen (Lk 18,35-43), der Zöllner Zachäus ändert sich zum Guten nach der Begegnung mit Jesus (Lk 19,1-10). Vielleicht fühlten die Jünger sich manchmal ratlos, aber hoffnungslos waren sie bestimmt nicht. Große Kraft ging von ihrem Meister aus, eine Kraft, die bis zu uns reicht über Zeiten und Räume hinweg. Mag auch manches schwer verständlich scheinen, ratlos stimmen, Grund zur Hoffnung gibt es trotzdem. Christus spricht: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt 28,20)
Herzliche Grüße von
Hilke Bauermeister
Ihrer Pastorin aus der St.-Georg-Gemeinde Sottrum